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Tagesspiegel, 3.7.2002

Beim "Crashkurs Asyl" starten alle als arme Schlucker

In Frankfurt präsentierten Jugendgruppen antirassistische Projekte
(Autorin: Barbara Junge)

Frankfurt (Oder). Das Brettspiel ist eine Mischung aus Monopoly und Spiel des Wissens. Doch während man zu Beginn einer Monopoly-Runde immerhin mit ein wenig Geld ausgestattet ist starten bei "Crashkurs Asyl" alle als arme Schlucker. Und im Verlauf des Spiels, bei dem man sich unter anderen auf die Felder Polizei (grün), Justiz (braun) oder Heim (blau) würfelt, wird das für die meisten nicht besser: Um etwas zu kaufen, gibt es Gutscheine, kein Geld.

Und nur 1 bis 5 Prozent kommen überhaupt durch, heißt es lakonisch in der Spielanleitung. Den Crashkurs haben sich Jugendliche aus Cottbus ausgedacht. Eine etwas andere Art, zu vermitteln, wie sich Asylbewerber hierzulande fühlen. Und auch wenn die Erfolgschancen bei dem Spiel gering sind (Ziel ist es, eine Aufenthaltsbefugnis zu erhalten), mit dem Spiel hatten die Cottbuser gute Aussichten, am Montag im Rathaus in Frankfurt (Oder) einen Preis zu gewinnen. Vor 200 Besuchern im Rathaussaal präsentierten sich die Cottbuser und weitere neun Gruppen als Teilnehmer des antirassistischen Jugendwettbewerbs "Aktion Analyse" und zeigten ihre Wettbewerbsbeiträge. Die Cottbuser haben nicht nur den Crashkurs entworfen. Eine Befragung der Cottbuser zum Thema Rassismus gehörte ebenso zu ihrem Wettbewerbsbeitrag wie ein Kurzfilm über die Lebensbedingungen von Flüchtlingen in der Stadt.

Der Wettbewerb wurde nach einem ungewöhnlichen Modus ausgewertet. Die zehn Gruppen hatten ihre Wünsche aufgelistet. Jede Gruppe konnte sagen, was sie für ihre Arbeit alles brauchen könnte. Eine lange Liste war zusammengekommen: Ein Faxgerät, ein Scanner, ein Seminar, Zeitungsabonnements oder auch Bücher. Mit der Liste waren die Auslober des Wettbewerbs losgezogen und hatten Spenden gesammelt. Am Montag machten die Gruppen dann untereinander aus, wer welchen Preis erhält.

Die Idee dieses Wettbewerbs war, nach den vielen Jahren, in denen rassistische Gewalt in Brandenburg nicht entscheidend nachgelassen hat, die Ursachen zu ergründen. Ein Projekt der Brandenburger Jugendinitiative "Aktion Noteingang". Die Macher des kleinen schwarz-gelben Aufklebers, auf der eine flüchtende Gestalt zu sehen ist, wurden mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet. Heute fürchtet die Aktion um ihre weitere Finanzierung.

 
 

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